Das Hafenlohrtal
Einen, den bereits vor vielen Jahren die urwüchsige Schönheit des Tales faszinierte, war Kurt Tucholsky.
Bei einem Besuch in Lichtenau gab er seinen überwältigenden Eindruck von den rauschenden Spessartwäldern mir den Worten wieder:

"Wenn Landschaft Musik macht: dies ist ein deutsches Streichquartett."

Dieser vielzitierte Ausspruch gibt die Harmonie wieder, wie sie zur damaligen Zeit
wohl im ganzen Tal zu finden war.

Heute ist es so, dass ein nicht geringer Teil des unteren Tales mit Fichten aufgeforstet wurde. Dennoch, es gibt so viele herrliche, zum Teil fast unberührte Flecken und Ecken, die bei jedem Naturfreund die Augen heller strahlen lassen. Im Winter gewinnen sogar die Fichten mit ihren schneebeladenen Zweigen an Glanz und Grazie.

Die Flora des Hafenlohrtales weist nach nach dem bayrischen Naturschutzgesetz 21 geschützte Pflanzen aus, von denen 12 Arten vollkommen und 9 teilweise geschützt sind. Von den 12 vollkommen geschützten Pflanzen sind allein 9 Orchideenarten betroffen.

Tiernamen wie Fuchs und Dachs erwecken in uns kindliche Erinnerungen, lassen Geschichten aufleben, die man uns an kalten Winterabenden erzählt hat. Im Hafenlohrtal sind diese Tiere noch keine Geschichte, hier sind sie quicklebendige Bewohner ebenso wie Steinmarder, Iltis und Hermelin.

Uns und unseren Kindern sind Namen und Begriffe aus der Technik wahrscheinlich vertrauter, als die Namen, der in unserem Tal beheimateten Vogelarten. Allein die Tatsache, dass wir Namen wie Bekassine, Wasseramsel, Wachtelkönig oder Dorngrasmücke kaum oder gar nicht kennen, beweist die Seltenheit der Vögel. Beim Wendehals denken wir sicher eher an die Polonaise Blankeneese als an einen in unserer Heimat lebenden Vogel. Insgesamt kann man von einem Bestand von 40 verschiedenen Vogelarten ausgehen. Im Herbst und Winter mieten sich zudem Durchzügler für einen mehr oder weniger längeren Zeitraum ein.

Ab und zu entdeckt der Wanderer eines der im Tal beheimateten Reptilien wie z.B. Ringelnatter, Blindschleiche oder diverse Eidechsen. Auch erblickt der geschulte Blick eines Anglers im klaren Wasser der Hafenlohr eine der flinken Bachforellen. Überdies fühlen sich Regenbogenforelle, Steinbeißer, Flussneunauge und Äsche im Wasser der Hafenlohr wohl.

Amphibien, die sich in und an den Tümpeln und Teichen aufhalten, erhaschen unsere Augen oft nur für einen kurzen Augenblick. Man benötigt schon viel Geduld und das Wissen um ihre Standorte, um Molche, Kröten oder Frösche zu beobachten.

Der Reichtum und die Vielfalt der Tierwelt spiegelt sich gerade bei den Kleinsten, den Insekten, wieder. Mit etwas Glück findet man hier noch die bedrohten Nashorn- und Hirschkäfer. Farbenfrohe Schmetterlinge, u. a. Schwalbenschwanz, Großer Fuchs und Admiral, flattern lautlos in der warmen Sommersonne.

Natürlich wird man an einem Tag nicht alle Bewohner unseres Tales beobachten können. Man muss sich eben Zeit nehmen, ein bisschen Geduld haben, dann wird man schon fündig werden.

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